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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 17.04.2021 –

Der heilige Geist auf unserem Weg des Werdens

Der Apostel Petrus schrieb, dass uns "die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt [sind], damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur" (2. Petrus 1,4). Wenn wir Anteil an der göttlichen Natur bzw. die Gesinnung Jesu Christi haben, wie sieht das denn aus?

Das christliche Leben ist ein Vorgang des Werdens. Wenn wir uns von Gottes Geist führen lassen, werden wir Christus immer ähnlicher. Ein Beispiel hierfür ist der Apostel Paulus. Seine Begegnung mit Christus auf dem Weg nach Damaskus in Apostelgeschichte 9 war erst der Anfang für ihn. Von dem Punkt an bis zu seinem Tode versuchte er, Christus immer mehr nachzuahmen.

Im Gegensatz dazu reicht eine augenblickliche, kurzlebige Umkehr nicht aus. Stellen wir uns vor, wir besuchen ein Konzert, das uns mit Begeisterung erfüllt. Wir empfinden plötzlich eine Leidenschaft für Musik und entscheiden uns, selbst zu einem Virtuosen auf einem Instrument zu werden. Wir versuchen es zunächst mit der Geige, dann mit der Trompete, dann mit dem Klavier. Aber auf keinem dieser Instrumente bringen wir das nötige Durchhaltevermögen auf. Wir schreiben uns dann für Unterrichtstunden auf dem Schlagzeug ein, aber nach einem Monat wird uns auch hier das Üben zum Verdruss. Also werfen wir die Flinte ins Korn und genießen weiterhin die Musik, die andere produzieren.

Wenn man ein Musikinstrument meistern will, muss man jahrelang langweilige Übungen wiederholen, wiederholen und immer wieder wiederholen. Es ist kein Kinderspiel. Ähnlich ist es mit dem christlichen Lebensweg. Wir müssen immer wieder und immer wieder unser Ich zurückstellen, unseren gewöhnlichen Neigungen widerstehen, freundlich sein, wenn andere unfreundlich sind, in widrigen Umständen an einen guten Ausgang glauben, Unrecht mit Gutem erwidern.

Aller Anfang ist schwer und es ist sehr leicht, nach anfänglicher Begeisterung in einen Trott zu verfallen, der uns wöchentlich zum Gottesdienst führt, aber sonst wenig Einfluss auf unsere Lebensführung nimmt.

Und dennoch! Im Falle des christlichen Lebensweges steht uns eine besondere Kraft zur Verfügung, die uns hilft, die innere Trägheit zu überwinden. Diese Kraft ist der heilige Geist. Gott gibt uns die Kraft, immer mehr zu denken, wie Christus denkt. Dieses Denken, diese Gesinnung Christi versetzt uns in die Lage, die unzähligen Hürden des christlichen Lebens zu nehmen, ohne zu ermatten bzw. aufzugeben.

Der Empfang des heiligen Geistes ist also kein Schwuppdiwupp, das sämtliche unerwünschten Gedanken, Gefühle und Gewohnheiten in die Flucht jagt. Vielmehr ist der Geist Gottes wie ein Samen, der keimt, wächst und Früchte trägt, mit denen alles Ungesunde nach und nach verdrängt wird.

Der Geist, den Gott uns gibt, ist kein Geist der Furcht, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7). Auf unserem Weg des Werdens können wir uns fragen, ob wir das von uns sagen können. Sind wir voller geistlicher Kraft, Liebe und Besonnenheit? Oder werden wir von Sorgen und Angst geplagt? Dienen wir anderen mit der Liebe Gottes? Oder sind wir mit Schuld- und Hassgefühlen, mit Begierden und Missgunst, mit Verwirrung und Verstörung belastet? Sind wir mental und geistlich gesund?

Wenn unsere Selbstanalyse nicht so positiv ausfällt, gibt es Hoffnung, denn unser Weg ist ein Weg des Werdens, auf dem der Geist Gottes, ein Geist der Kraft, uns zur Verfügung steht.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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