Das Wort zum Sabbat
Stacheln, Dornen und Disteln
Auf dem Weg nach Damaskus hat Paulus eine besondere Begegnung:
„Und als ich dabei mit Vollmacht und Erlaubnis von den Hohen Priestern nach Damaskus reiste, sah ich mitten am Tag auf dem Weg, König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die, die mit mir reisten, umstrahlte. Als wir aber alle zur Erde niedergefallen waren, hörte ich eine Stimme in hebräischer Mundart zu mir sagen: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen!” (Apostelgeschichte 26,12-14; Elberfelder Bibel).
Der Spruch „es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen” kommt von dem Bild von Zugtieren, die gegen ihre „Stacheln” treten, um sich zu wehren. „Stacheln” sind scharfe Stöcke, mit denen Ochsen angetrieben wurden. Das Treten der Tiere gegen die Stacheln ist eine sinnlose Handlung, die nur Schmerzen verursacht. Im übertragenen Sinne bedeutet der Ausdruck, dass sich jemand gegen eine unvermeidliche Situation oder eine höhere Macht wehrt und dass dieser Widerstand sinnlos ist und viel Leid verursacht.
Die Bibelübersetzung HFA hat hier dann auch: „Dein Kampf gegen mich ist sinnlos”.
Was für Paulus gilt, gilt auch für uns. Es ist sinnlos und wir tun uns nur selbst weh, wenn wir gegen unseren Gott und Schöpfer rebellieren.
Doch genau das haben wir als Menschheit getan. Als Adam und Eva gegen Gott rebellierten, waren sie nicht die Einzigen, die litten, und es waren nicht nur ihre Nachkommen, die litten, sondern die ganze Schöpfung litt. Wir lesen, wie Gott nach dem Sündenfall das Urteil über Adam sprach:
„Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten habe: Du sollst davon nicht essen! – so sei der Erdboden deinetwegen verflucht: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen! Im Schweiße deines Angesichts wirst du ?dein? Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!” (1. Mose 3,17-19; Elberfelder Bibel).
Schau diese beiden Aussagen über den Erdboden an: Der Erdboden ist verflucht, und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen.
Die geistliche Bedeutung der Dornen und Disteln ist, dass der Sündenfall die Beziehung zwischen Gott, dem Menschen und der Schöpfung beschädigt hat. Die Erde, die jetzt verflucht ist, wird nicht mehr mühelos Früchte tragen, sondern erfordert harte und schmerzhafte Arbeit für einen mageren Ertrag, was die Folgen der Sünde symbolisiert. Dies spiegelt die Vorstellung wider, dass Arbeit stressig, frustrierend und weniger produktiv wird. Der Mensch muss jetzt mit großer Anstrengung die Erde bearbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was eine Metapher für die Kämpfe und Herausforderungen des Lebens ist. Die Dornen und Disteln stehen für den Schmerz, die Frustration, den Stress und die Sinnlosigkeit, die der Mensch als Folge der Sünde erlebt. Die Schöpfung teilt die Folgen der Sünde, wodurch sie „der Vergänglichkeit unterworfen” ist (Römer 8,20).
Gott hat jedoch für eine Umkehr gesorgt.
Als Jesus vor Pilatus gebracht wurde, drückten die römische Soldaten ihm eine Dornenkrone auf den Kopf: „Und sie legen ihm ein Purpurgewand an und flechten eine Dornenkrone und setzen sie ihm auf” (Markus 15,17; Elberfelder Bibel).
Sie taten dies, um ihn zu verspotten. Die Dornenkrone stand also für die Demütigung Jesu als „König der Juden”. In geistiger Hinsicht stand die Dornenkrone aber auch für den Schmerz und die Folgen der Sünde, einschließlich der mühsamen Arbeit („Dornen und Disteln”), die Adam nach dem Sündenfall auferlegt wurde.
Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Jesus am Holz hing (Galater 3,13-14), aber auch durch das Tragen dieser Dornenkrone, die ein Symbol des Fluchs war, wurde Jesus selbst zum Fluch, der den Fluch der Sünde brach. Dies beendete den Fluch des Gesetzes und ebnete den Weg für Erlösung und ewiges Leben.
Anstatt ein Symbol der Niederlage zu sein, wird die Dornenkrone daher auch als Siegerkrone gesehen, mit der Jesus die Sünde und den Tod besiegt hat.„Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: »Verschlungen ist der Tod in Sieg.« »Wo ist, Tod, dein Sieg? Wo ist, Tod, dein Stachel?« Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!” (1. Korinther 15,54-57; Elberfelder Bibel).
Auch aufgrund der Tatsache, dass Jesus die Dornenkrone getragen hat, hat der Tod seinen Stachel verloren.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.
Wim Dekker