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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 18.12.2021 –

Wie viel ist Ihnen die "kostbare Perle" wert?

In jedem der sieben Gleichnisse in Matthäus 13 gibt uns Jesus Christus einen eindrucksvollen Einblick in das Reich Gottes. Auch in anderen Berichten von Markus, Lukas und Johannes wird das zukünftige Königreich ausführlich beschrieben. Matthäus nennt es das Himmelreich (oder Reich vom Himmel).

Zwei dieser Gleichnisse heben den unschätzbaren Wert des Reiches Gottes hervor. Sie berichten davon, dass es entweder als verborgener Schatz gefunden wird oder dass man es bei einer intensiven Suche nach teuren Edelsteinen findet. Jesus veranschaulicht das auf folgende Weise: "Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie" (Matthäus 13,45-46). Die Perle war so wertvoll, dass es sich lohnte, sein gesamtes irdisches Vermögen auszugeben, um diese äußerst wertvolle Edelperle zu erwerben.

Was lernen wir aus diesem Vergleich des Reiches Gottes mit einer "kostbaren Perle"?

Ich möchte eine persönliche Geschichte über meine gläubige Mutter, Nina Kubik, erzählen. In einem Brief, den sie bei ihrer Beerdigung vorlesen ließ, sprach sie eine ewige Botschaft aus. Zahlreiche Trauergäste standen den Entscheidungen, die sie in Bezug auf ihren Glauben und ihr Engagement für Gott getroffen hatte, skeptisch gegenüber und waren sogar bestürzt.

Zunächst eine kurze Geschichte. In den 1930er Jahren wuchs sie in der atheistischen Sowjet-Ukraine auf. Religion war verboten, und die von der Regierung durchgesetzte allgemeine Philosophie gegenüber der Religion lautete "Boga Nyet", was "Kein Gott" bedeutet. In der Erziehung meiner Mutter wurde ganz sicherlich kein Gott gelehrt.

Nach dem Einmarsch der Nazis in die UdSSR im Jahr 1941 wurde sie als jugendliche Zwangsarbeiterin nach Magdeburg verschleppt. Wer heute im 21. Jahrhundert lebt — vor allem in Amerika — kann sich das nur schwer vorstellen.

Nach dem Krieg heiratete sie und lebte die nächsten vier Jahre in einem DP-Lager (Displaced Persons, "Heimatvertriebene"). Wie ich bereits gelegentlich berichtet habe, wanderten sie, ihr Mann Igor und ich 1949 von Hannover in die Vereinigten Staaten aus. Unsere Familie schloss sich mit anderen Überlebenden des Zweiten Weltkriegs und Heimatvertriebenen zusammen und gründete neue "Familien" bzw. Gemeinschaften im Raum der Schwesterstädte Minneapolis-St. Paul im Bundesstaat Minnesota.

Ich wuchs ohne Onkel, Tanten, Cousins oder Großeltern in der Nähe auf. Unsere Gruppe von Ukrainern half sich gegenseitig bei der Anpassung an eine völlig andere Lebensweise. Dabei bildeten sie ganz natürlich bemerkenswert enge Bande und Beziehungen. Dazu gehörte auch eine gemeinsame Religion, nämlich die der traditionsverbundenen und von Ritualen geprägten orthodoxen Kirche.

Ein wesentlicher Punkt: Meine Mutter war immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und grübelte über viele Dinge, die mit Gott zu tun hatten. Selbst als ich 14 Jahre alt war, sprachen sie und ich über biblische Themen. Ein Thema, das uns beide sehr interessierte, war das Reich Gottes.

Wir fanden und hörten gemeinsam eine Radiosendung, The World Tomorrow ["Die Welt von morgen"], die ständig über das Reich Gottes sprach, ein Reich, das buchstäblich auf die Erde kommen würde. Es war klar, dass es sich dabei um ein tatsächliches Reich handelte und dass es auf diese Erde kommen würde, wenn Jesus Christus wiederkommt und seine tausendjährige Herrschaft antritt. Als wir uns näher mit den Aussagen der Bibel befassten, entdeckten wir viele weitere Dinge, die wir vorher nicht verstanden hatten, wie zum Beispiel den samstäglichen Sabbat. Wir fragten uns, was genau "gedenke des Sabbats" bedeutet. Langsam aber sicher verstanden wir die biblischen Lehren immer besser. Wir fanden noch mehr Dinge in der Bibel, die sich von dem unterschieden, was wir zuvor geglaubt hatten: das Wesen Gottes, der heilige Geist, was nach dem Tod geschieht und vieles mehr.

Meine Mutter wurde 1966 zusammen mit meinem Vater zur Wahrheit berufen. Dadurch änderten sich ihr Lebensstil und ihre Prioritäten deutlich. Der Austritt aus unserer Kirchengemeinschaft war ein großer Einschnitt für sie und unsere Familie. Dies löste Wut und Traurigkeit in unserer ukrainischen Gemeinschaft aus. Doch meine Mutter versuchte ihr Bestes, den Kontakt zu ihren Freunden aufrechtzuerhalten.

Bevor meine Mutter im Alter von 58 Jahren an Leukämie starb, wollte sie einen Brief hinterlassen, der bei ihrer Beerdigung an ihre Freunde verlesen werden sollte. Der Pastor der Gemeinde der Weltweiten Kirche Gottes in St. Paul, Minnesota, Noel Hornor, las ihn vor. Es schien, als ob die Worte mit großer Kraft aus dem Grab gesprochen wurden.

In dem Brief räumte sie ein, dass sie sich in den letzten Jahren nicht mehr so oft mit ihren ukrainischen Freunden getroffen habe wie früher. Sie wolle ihnen aber sagen, dass das nichts mit einer geringeren Wertschätzung zu tun gehabt hatte. Der Grund dafür sei, dass sie die "kostbare Perle" gefunden habe. Sie fühlte sich gezwungen, den Weg zu gehen, der in der Bibel als diese Perle von unschätzbarem Wert dargestellt wird. Sie hatte die Wahrheit entdeckt, und diese war das Wertvollste geworden, was sie jemals besessen hatte.

Meine Mutter hat dieses Juwel immer gehütet und geschützt und es in den Vordergrund ihres Gewissens gestellt. In ihrer 22-jährigen Kirchenzugehörigkeit hat sie den Wert der kostbaren Perle, die sie im übertragenen Sinne "gekauft" hat, nie herabgesetzt, abgewertet oder vernachlässigt. Sie beschützte sie und ließ nicht zu, dass man sie ihr wegnimmt.

Hier ist also eine Frage, die wir uns stellen sollten: Wie sehr schätzen wir unsere teure "kostbare Perle"?

Der "Preis", um diese "Perle" verfügbar zu machen, wurde durch den Opfertod Jesu Christi bezahlt, wodurch wir erlöst wurden. Als Teil dieses Prozesses haben Sie dann im übertragenen Sinne alles, was Sie hatten, "verkauft". Sie haben Ihr Leben aufgegeben und sich zu einem neuen Leben der Überwindung verpflichtet, das durch das vollständige Untertauchen in der Taufe dargestellt wird (Apostelgeschichte 2,38). Durch die Annahme des Opfertods Jesus Christi durch die Taufe können wir das kostbare Juwel des ewigen Lebens im Reich Gottes erhalten, ein unglaubliches Geschenk Gottes (Epheser 2,28).

Bei aller Freude über diese Wahrheit müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass dieses brillante und absolut schöne Juwel geraubt werden oder verloren gehen kann, wenn wir es nicht bewusst schützen. Christus warnte die Gemeinde in Philadelphia im ersten Jahrhundert und er warnt auch uns heute: "Ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!" (Offenbarung 3,11; Hervorhebung hinzugefügt). Obwohl das ewige Leben sicherlich ein Geschenk Gottes ist, müssen wir in einem demütigen geistlichen Zustand des Festhaltens bleiben, unsere "Perle" tatkräftig schützen und unser Leben ändern, um Gott selbst ähnlicher zu werden (Römer 12,1-2). Jesus bestätigt: "Alle, die durchhalten und den Sieg erringen, werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und sie werden immer darin bleiben. Ich werde den Namen meines Gottes auf sie schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes. Diese Stadt ist das neue Jerusalem, das von meinem Gott aus dem Himmel herabkommen wird . . ." (Vers 12; Gute Nachricht Bibel).

Seien Sie auf der Hut! Lassen Sie sich von niemandem mit falschen Behauptungen betrügen oder um das berauben, was Ihnen am wichtigsten ist.

Man kann dieses Juwel auch vernachlässigen und für selbstverständlich halten. Im Laufe des menschlichen Lebens können wir auch beleidigt oder verärgert werden oder sogar an den Punkt kommen, an dem wir uns für den Weg Gottes schämen. Denn der Wahrheit zu gehorchen, führt uns aus unserer vertrauten Wohlfühlzone heraus und grenzt uns möglicherweise von der Welt ab. Als der Apostel Paulus einen eindringlichen Brief schrieb, um sich der Gemeinde in Rom, der hoch angesehenen Hauptstadt des Römischen Reiches, vorzustellen, betonte er bewusst: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt . . ." (Römer 1,16; Einheitsübersetzung).

Erlauben Sie mir, Sie zu ermutigen, dafür Sorge zu tragen, dass Sie nicht zulassen, dass das, was am wertvollsten ist, getrübt oder entwertet wird — oder sogar verloren geht! Geschieht das, können wir möglicherweise langsam in die Welt zurückfallen, aus der wir gekommen sind.

Die Gleichnisse Jesu sind tiefgründig. Sie verdeutlichen wichtige Punkte, die unser Leben formen und prägen. Sie weisen tief in die Tiefen unseres Glaubens und des kommenden Reiches Gottes.

Abschließend: Wissen Sie, wo Ihre kostbare Perle aufbewahrt ist? Liegt sie sicher hoch oben in Ihrem Gewissen? Vergessen Sie nicht, dass die kostbare Perle geistlich gesehen Ihr wertvollster Besitz ist.

Im Dienst Christi

Victor Kubik

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