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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 19.12.2020 –



Wo sind sie alle geblieben?

Die Evangelien berichten uns von denen, die, als Jesus sie zur Nachfolge aufforderte, dazu sofort bereit waren. Aber es gab andere, deren Reaktion auf Jesus sich sozusagen über vergleichsweise längere Zeit hinweg erstreckte. Als Beispiel hierfür dient uns Nikodemus, dem wir an mehr als einer Stelle in den Evangelien begegnen.

Wir lernen Nikodemus erstmalig kennen, als er in der Nacht zu Jesus kommt, vermutlich deshalb, dass niemand ihn dabei sieht, Jesus Fragen zu stellen. Als Jesus ihn über die "Geburt" als Geistwesen aufklärte, fragte Nikodemus: "Wie kann dies geschehen?" (Johannes 3,9). Nikodemus hatte nur Fragen. Menschen haben oft eine tiefe Sehnsucht, ein Gefühl, dass es mehr im Leben geben muss, dass es eine große Wahrheit gibt, die sie noch nicht entdeckt haben. Vielleicht war es das, was Nikodemus erlebte, als er sich Jesus zum ersten Mal näherte.

Später versuchte Nikodemus, Jesus zu verteidigen, indem er zu den anderen Pharisäern sagte: "Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkannt hat, was er tut?" (Johannes 7,51).

Schließlich lesen wir von Nikodemus, der Josef von Arimathäa begleitet, um Pilatus um den Leichnam Jesu zu bitten. Er brachte ca. hundert Pfund Aloe und Myrrhe mit. Gemeinsam nahmen die beiden Männer den Leichnam Jesu vom Kreuz herab, trugen ihn zum Grab und umwickelten ihn mit Spezereien und Leinen für die Bestattung (siehe Johannes 19,38-39).

Nikodemus tat dies alles mit Josef unter großem persönlichen Risiko für seinen Ruf und seine Sicherheit. Meinen Sie nicht, dass dies Mut erfordert haben muss? Doch was hielt Nikodemus davon ab, Jesus von ganzem Herzen zu umarmen? Es scheint, dass er sich längere Zeit Sorgen darüber machte, was die Leute von ihm halten würden. Er kam ja nachts zu Jesus bei ihrer ersten Begegnung.

Nikodemus war sicherlich ein weiser und gelehrter Mann, aber oft scheint es, dass die Ungebildeten bereitwilliger zu Jesus kamen als die Gebildeten. Wir wissen nicht, was später mit Nikodemus geschah. Ist er später ein Christ geworden?

Er hat auf jeden Fall ein Zeugnis bekommen.

Dieselbe Situation erleben wir heute beim Predigen des Evangeliums. Seit Januar 1998 haben knapp 22.000 Personen unsere Zeitschrift "Gute Nachrichten" abonniert und dann später wieder abbestellt. Unter ihnen waren viele, die mehrere Jahre lang gelesen haben, einige haben gespendet, in ein paar Fällen sogar recht viel gespendet. Aber dann wandten sie sich wieder ab. Sie haben aber alle ein Zeugnis bekommen, an das sie sich in Zukunft erinnern werden.

Im Gegensatz zu Nikodemus und unseren ehemaligen Abonnenten sind wir sozusagen "als Nachfolger Jesu dabei". Wir haben mehr als nur ein Zeugnis bekommen. Deshalb gilt es, die Ermahnung des Petrus ernst zu nehmen: "Darum, liebe Brüder, bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln und so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" (2. Petrus 1,10-11).

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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