VKG_logo

Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 21.11.2020 –



Kein Ansehen der Person

Gott liebt alle Menschen, auch diejenigen, die man nur schwer lieben kann. Das erkennen wir an dem Beispiel Jesu, Gott in Menschengestalt.

Mit manchen Menschen, die in den Evangelien vorkommen, hätten wir in der Kultur jener Zeit wenig, wenn überhaupt etwas zu tun gehabt. Doch die Evangelien berichten uns von ihnen. Was sagt uns das? Jesus nahm Menschen, an denen Sie und ich wohl damals auf der Straße unbekümmert vorbeigegangen wären, Menschen, mit denen wir niemals in einem Raum gewesen wären, Menschen am Rand der Gesellschaft, und er stellte sie in den Mittelpunkt der Erzählungen, die wir die Evangelien nennen. Jesus begegnete ihnen in diversen Gestalten — Kranke, Arme, Verachtete, Frauen, Kinder und Sünder jeder Art. Aber in ihnen allen sah Jesus ein Kind Gottes mit dem Potenzial, ewiges Leben im Reich Gottes zu haben.

Die samaritische Frau am Brunnen ist ein eindrucksvolles Beispiel für uns: "Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen. Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern." (Johannes 4,7-9).

Nicht nur die Juden hatten keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Alle — die Juden, die Nichtjuden, die Römer — verachteten die Samariter. Was tat Jesus also? Er gab ihnen einen zentralen Platz im Evangelium. Da ist zunächst das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das den Namen Samariter zum Synonym für Anteilnahme und Barmherzigkeit gemacht hat. Seit zweitausend Jahren ist die gütige Tat des barmherzigen Samariters gegenüber einem Fremden beispielhaft für Nächstenliebe (Lukas 10,25-37).

Dann in der Geschichte mit der samaritischen Frau interagierte Jesus mit einer Samariterin, die mehrmals geschieden worden war. Jesus befand sich wirklich am Rande der gesellschaftlichen Kultur, als er ein Gespräch mit dieser Frau führte. Sogar ihre eigenen Leute schauten auf sie herab. Das Stigma, das dieser Frau anhaftete, war monumental. Hat Jesus sie einfach nur höflich begrüßt? Nein. Führte er ein oberflächliches Gespräch mit ihr? Nein. Jesu Austausch mit ihr ist das längste aufgezeichnete Gespräch zwischen Jesus und irgendeinem anderen Menschen!

Jesu Haltung gegenüber den Menschen war radikal anders als die kulturelle Sichtweise seiner Zeit. Warum? Weil er in jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind ein Kind Gottes sah. Durch sein Verhalten wurde das göttliche Prinzip lebendig dargestellt, dass es bei Gott kein Ansehen der Person gibt (Apostelgeschichte 10,34-35).

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

Sonnenuntergang Zur Archiv-Übersicht >>