VKG_logo

Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 14.11.2020 –



"Geduld habt ihr nötig"

Von Zeit zu Zeit diskutiert man darüber, warum die Menschen heute die Bibel nicht mehr lesen, obwohl sie in der Mehrheit der Haushalte zu finde ist. Diese Diskussionen führen immer zu einer Vielzahl von Gründen, die dann erforscht und analysiert werden und über die man weiter diskutiert. Zu den häufig erwähnten Gründen gehören: Die Menschen sind durch die verschiedenen alten Texte eingeschüchtert, und der moderne Mensch ist einfach zu beschäftigt.

Und ein Grund dafür, dass die Bibel nicht mehr gelesen wird, ist, dass die Gesellschaft zunehmend ungeduldig Gesellschaft geworden ist. Die Bibel ist nicht wie andere Bücher. Sie erfordert Geduld. Es ist wie bei der Begegnung mit einem faszinierenden Menschen; es braucht Zeit, bis man ihn kennenlernt.

Je ungeduldiger die moderne Gesellschaft geworden ist, desto mehr haben zwischenmenschliche Beziehungen gelitten. Geduld ist der Kern jeder großen Beziehung, denn es erfordert Geduld, zuzuhören und das Herz eines anderen Menschen wirklich zu verstehen.

Und deshalb kennt man Gott heute im Allgemeinen nicht. Die Bibel hilft uns, das Herz Gottes und das Herz des Menschen zu erkennen. Das braucht aber Zeit. Die Bibel ist kein populäres Selbsthilfebuch, in dem jede Zeile mit Klischees und Schritt-für-Schritt-Anweisungen gefüllt ist. Es geht darum, Gottes Herz und unser eigenes Herz kennenzulernen. Und dafür braucht man Zeit.

Es gibt möglicherweise einen anderen Grund dafür, warum manche Menschen die Bibel nicht lesen: Sie wissen, dass das Wort Gottes lebensverändernd wirken kann, und die unbequeme, unausgesprochene und oft verschwiegene Wahrheit ist, dass manche Menschen nicht wollen, dass ihr Leben verändert wird. Das haben sogar einige von uns von Verwandten oder Freunden gehört!

Ähneln wir manchmal solchen Menschen? Seien wir ehrlich. Wollen wir immer, dass Gott unser Leben umgestaltet und uns völlig verwandelt? Möchten wir immer, dass die Bibel in unserem Denken und Handeln wie ein zweischneidiges Schwert wirkt und uns auf Dinge hinweist, die wir anders machen sollen?

Vielleicht sind unsere Gebete ein Spiegelbild unserer Bereitschaft, das Wort Gottes als die Lampe zu sehen, die unseren Weg erhellt. Wie oft bitten wir Gott um Hilfe, dass wir uns ändern und ihm ähnlicher werden? Oder bitten wir ihn eher darum, dass er unseren Ehepartner, unsere Kinder, unsere Verwandten, unsere Nachbarn, unseren Chef ... ändert?

Wir sollen wie der Psalmist beten: "Tu wohl deinem Knecht, dass ich lebe und dein Wort halte" (Psalm 119,17). Um sein Wort zu halten, müssen wir etwas Zeit mitbringen, damit wir es geduldig lesen, darüber meditieren und in uns wirken lassen.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

Sonnenuntergang Zur Archiv-Übersicht >>