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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 23.11.2019 –

Frieden schaffen: aktiv oder passiv?

Als Nachfolger Jesu Christi soll es unser Ziel sein, mit allen Menschen in Frieden zu leben: "Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden" (Römer 12,18). Und im nächsten Kapitel fasst Paulus das Gebot der Nächstenliebe wie folgt zusammen: "Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung" (Römer 13,10; vgl. dazu auch Verse 8-9).

Das sind wichtige Beschreibungen unserer Verantwortung hinsichtlich unseres zwischenmenschlichen Umgangs. Dabei könnte die Frage aufkommen, ob Frieden allein durch passives Verhalten geschaffen wird, d. h. indem wir unserem Nächsten einfach nichts Böses tun. Wir könnten die Aufforderung so verstehen, dass wir mit unserem Nächsten eigentlich zu tun haben müssen, dass wir mit ihm gar nicht interagieren müssen, wir müssen ihm halt nichts Böses tun.

König David schrieb: "Suche Frieden und jage ihm nach!" Und im unmittelbaren Kontext seiner Aufforderung finden wir einen Schlüssel zur Friedenssuche:

"Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!" (Psalm 34,15).

Friedenssuche, Frieden schaffen, umfasst mehr als nur passives Verhalten. Wendet euch ab von allem Bösen und tut Gutes, sagt uns David. Abwenden von bösen Dingen? Das heißt, ich soll mich nicht mit Dingen befassen, die Unfrieden schaffen, Streit fördern oder andere verletzen. Und weiter? ". . . tu Gutes." Das fügt der Herausforderung etwas hinzu, stelle ich fest.

Schnell wird klar: Frieden suchen/schaffen beginnt bei mir. In der Familie, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und natürlich in der Gemeinde. Immer dort, wo Menschen zusammen sind. "Suche Frieden und jage ihm nach!" Dieser Satz nimmt allein durch die Wahl der Verben jeden Zweifel daran, dass Frieden durch passives Verhalten irgendwie einfach passiert. Suchen und Jagen, beides ist aktiv. Im Sessel sitzend finde ich nichts, was verloren ging. Suchen kostet Zeit, ist mit Aufwand verbunden und wird oft am Ende belohnt. Frieden suchen bedeutet u. a., um Worte ringen, um Beziehungen kämpfen, um Vergebung bitten und anderen vergeben.

Im Galaterbrief ergänzt Paulus seine Zusammenfassung der Nächstenliebe, die wir im Römerbrief gelesen haben, wie folgt: "Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen" (Galater 6,10). Aktiv sein schafft Frieden.

Und zuletzt noch die Einschränkung auf Römer 12, Vers 18: "soviel an euch liegt". Es gibt Menschen, die keinen Frieden mit uns haben wollen. In solchen Fällen kann es bei unserem "aktiv sein" bei einer mentalen Einstellung bleiben, sinngemäß: "Ich möchte Dir Gutes tun, wenn Du es mir erlaubst!"

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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