Das Wort zum Sabbat – Archiv
– Artikel vom 06.09.2025 –
Wachsen durch Widrigkeiten
Das Beschneiden ist ein Vorgang, bei dem der Baum oder die Pflanze in gewisser Weise gequält wird, der aber letztendlich dazu führt, dass der Baum oder die Pflanze mehr Früchte trägt. In Johannes 15, in den Versen 1 bis 8, macht Jesus deutlich, dass dieses von ihm geschaffene Naturgesetz auch für seine Jünger gilt und dass der Vater uns reinigt, damit wir noch mehr Frucht tragen.
Kürzlich las ich ein anderes Beispiel aus der Natur, das sehr anschaulich ist und deutlich macht, dass Widrigkeiten in unserem Leben notwendig sind, um wirklich wachsen und Frucht tragen zu können.
Eines der schönsten Phänomene in der Natur ist die Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling. Die Raupe begibt sich zunächst in einen Kokon und verwandelt sich dort in einen Schmetterling. Anschließend muss sich der Schmetterling aus dem Kokon befreien. Das ist mit viel Schmerz und Mühe verbunden. Es gibt eine Geschichte von jemandem, der versuchte, dem Tier zu helfen. Er erkannte nicht, dass dieses Ringen eine notwendige Phase ist. Er öffnete den Kokon, um den Schmetterling zu befreien, aber die Flügel blieben schwach und zerknittert. Normalerweise breitet ein Schmetterling wenige Sekunden nach dem Schlüpfen seine Flügel aus und fliegt davon. Aber dieser Schmetterling war dazu nicht in der Lage. Er war zu einem kurzen und verkrüppelten Dasein verdammt. Er würde niemals das schöne Geschöpf werden, das Gott vorgesehen hatte.
Was dieser Mensch nicht wusste, war, dass das Ringen um das Verlassen des Kokons eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass die Muskulatur des Schmetterlingskörpers stark genug wird, um die Flügel ausbreiten und fliegen zu können. Er war so unklug, das Ringen des Schmetterlings zu verkürzen, ohne zu wissen, dass er ihm damit noch viel mehr Schaden zufügte.
Die Rückschläge in unserem Leben sind wie der Kokon, in dem sich der Schmetterling befindet. Gott nutzt sie, um unsere geistige „Muskulatur” stark genug zu machen.
„Die Prüfung eures Glaubens bewirkt Ausdauer”, sagt Jakobus. Und durch die Ausdauer werden wir reif. Seien Sie sicher, dass unser Charakter ohne Rückschläge niemals Christus ähnlich werden wird. Denken Sie nur an die wunderbare Frucht des Geistes, die Paulus in Galater 5,22-23 beschreibt. Die ersten Merkmale davon sind Liebe, Freude, Friede und Geduld. Diese Dinge können sich nur im Kokon des Unglücks entwickeln.
Wir glauben vielleicht, dass wir die Liebe Christi in uns haben, bis wir jemandem begegnen, der uns ungerecht behandelt. Wir werden wütend und empört, und Bitterkeit steigt in uns auf. Wir glauben vielleicht, dass wir viel Erfahrung mit christlicher Freude haben, bis unser Leben von einem unerwarteten Rückschlag, einer Katastrophe oder einem tragischen Verlust getroffen wird. Solche Dinge zerstören unseren Frieden und unsere Geduld. Gott nutzt diese Schwierigkeiten, um uns zu zeigen, dass wir in unserem Glauben noch viel wachsen müssen. Erst wenn wir das erkennen, geben wir ihm auch die Möglichkeit, uns nach dem Bild seines Sohnes zu formen.
Unsere menschliche Neigung ist es, Widrigkeiten so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Am liebsten würden wir wollen, dass Gott den Kokon aufschneidet und uns so schnell wie möglich aus der Enge befreit. Aber in seiner Weisheit und Liebe weiß Gott viel besser als wir, was der Schmetterling im Kokon braucht. So weiß er auch viel besser als wir selbst, was wir brauchen. Er wird das Unglück nicht beseitigen, bevor wir die Lektion gelernt haben, die er für uns vorgesehen hat.
Widrigkeiten und Bedrängnisse sind für unser geistliches Wachstum und letztendlich für den Eintritt in Gottes Reich also notwendig, wie Paulus und Barnabas den Jüngern in Derbe bereits erklärt haben:
„Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen” (Apostelgeschichte 14,22).
Die Widrigkeiten und Bedrängnisse in unserem jetzigen Leben dienen also einem sehr wichtigen Zweck: unserem ewigen Leben in Gottes Reich.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.
Wim Dekker