Das Wort zum Sabbat – Archiv
– Artikel vom 29.06.2024 –
Wird man unbekannterweise auf uns zurückblicken?
Seit mehr als 20 Jahren hat die Vereinte Kirche Gottes ein Postfach in Bonn. Unsere vielen Abonnenten nutzen die in unserer Zeitschrift "Gute Nachrichten" eingehefteten Bestellkarten, um unsere angebotenen Broschüren zu bestellen und uns ihre Wünsche für ein Freundschaftsabonnement mitzuteilen. Außerdem erhalten wir Leserbriefe per Post, die an unsere Postfachadresse versandt werden.
So habe ich in diesen mehr als 20 Jahren einige hundert Mal die Post aus dem Postfach geholt. Jedes Mal, wenn ich bei der Post bin, sehe ich die Werbung der Post oder der Postbank. Dabei geht es oft um das Angebot einer Kontoeröffnung oder eines Kredits zu günstigen Konditionen. Vor ca. 4 Jahren hat die Postbank mehrere Werbeplakate veröffentlicht, eines nach dem anderen, auf denen ein Kredit angeboten wurde. Angepriesen waren die Dinge, die man mit dem zusätzlichen Geld machen könnte. Und jedes Mal wurde bei der Beschreibung ein Adjektiv verwendet, in denen die Buchstaben "ich" vorkamen. Sie waren aber nicht klein geschrieben, sondern immer groß: "ICH", ganz gleich an welcher Stelle sie im Wort vorkamen. Anscheinend wollten die Werbetexter auf diese Weise den potenziellen Kunden mit dem Gedanken erreichen: "Das kann ICH mir mit dem Geld leisten."
Die Werbetexter hinter dieser Werbung haben einfach den immer mehr vorherrschenden Zeitgeist unserer Zeit genutzt. Vor ein paar Generationen galt der Spruch "Gemeinnutz vor Eigennutz". Heute scheint der Spruch umgekehrt zu sein. Man denke nur an die prämierte Sparkassen-Werbung "Mein Haus, mein Auto, mein Boot!".
Was hätte die erste Christengeneration bei ihrer gemeinsamen Aufgabe des Jüngermachens geleistet, wenn ihre Orientierung im Leben die "Mein Haus, mein Auto, mein Boot!"-Mentalität gewesen wäre? Oder wenn Jesus Christus so gedacht hätte?
Jesus Christus opferte alles. Was spiegelt sich in unserem Leben wider? Ist es das helle Licht derselben täglichen Opferbereitschaft, wie Jesus sie vorlebte? Oder ist es lediglich die flimmernde Kerze einer momentanen vorübergehenden Begeisterung, die schnell erlischt? Opferbereitschaft ist nicht billig, sie kostet etwas – uns selbst!
Vor ein paar Wochen jährte sich zum 54. Mal der Tag, an dem ich und fünf andere Menschen getauft wurden. Unser WKG-Pastor hatte in Einzelgesprächen mit uns allen vor der Taufe geredet. Themen wie Umkehr, Glaube, Hingabe usw. wurden behandelt — wie wir es auch heute mit unseren Taufkandidaten tun. Dann war es so weit. Wir trafen uns bei ihm, um uns taufen zu lassen. Aber anstatt gleich mit den Taufen zu beginnen, wollte er uns noch etwas sagen. Ich habe seine Worte nie vergessen:
"Ihr seid heute hier und werdet getauft, weil Menschen, die ihr gar nicht kennt, Opfer gebracht haben. Sie haben unsere Arbeit jahrelang treu unterstützt, damit ihr erreicht werden konntet. Ihnen habt ihr es zu verdanken, dass ihr durch die Verkündigung des Evangeliums die Gemeinde und die Wahrheit kennenlernen konntet. Sie haben manchmal auf Dinge verzichtet, nicht nur finanziell, sondern auch was ihre persönliche Zeit betraf, damit die Gemeinde wachsen konnte. Natürlich hat Gott seinen Segen dazu gegeben, aber opferbereite Menschen waren dabei auch notwendig. Vergesst das bitte nicht!"
Wenn in 20 oder 30 Jahren Menschen getauft werden und ihnen solche Worte, wie ich kurz vor meiner Taufe gehört habe, gesagt werden, werden sie unbekannterweise auf uns zurückblicken?
Das werden sie, wenn wir das ICH bei unserer Taufe symbolisch begraben haben und dem Beispiel unseres Hohepriesters nacheifern.
In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.
In christlicher Verbundenheit
Paul Kieffer