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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 17.06.2023 –

Wie demütig sind wir?

Was bedeutet Demut für die Nachfolger Jesu Christi? Demut ist eine realistische Einschätzung dessen, was wir ohne Gott sind. Dazu gehört die Erkenntnis, dass wir mit unseren Sünden den Tod verdient haben, aber durch den Tod Jesu die Sündenvergebung erlangt und mit Gott versöhnt worden sind. Die Realität dieser Demut ist, dass wir ohne die Gnade Gottes in dem Sumpf unseres Selbst ertrinken würden. Ohne Demut wird uns diese Einsicht fehlen — und damit verknüpft auch die notwendige Reue, damit wir den Weg mit Gott überhaupt einschlagen können.

Diese Demut lässt uns andere Menschen respektieren und in Gnade so sehen, wie Gott uns sieht. Gott hat sein Werk in uns noch nicht vollendet, und das gilt auch für alle anderen Menschen. Wie sie waren auch wir vormals Todgeweihte, und das dürfen wir nie vergessen.

In seinen Briefen behandelt Paulus diese Demut immer wieder. Für ihn war Demut eine hervorstechende Eigenschaft des Geistes Gottes, was im starken Gegensatz zur Sichtweise der damaligen Gesellschaft stand, die Demut als Tugend gering schätzte. An die Gemeinde in Ephesus schrieb Paulus: "So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld" (Epheser 4,1-2).

Demut hat aber auch mit dem zu tun, was wir erleben werden, wenn wir unsere Berufung annehmen. Jesu Jünger zu sein kann für uns als Berufene bedeuten, dass wir unter unseren Mitmenschen einsam sind, wenn es um die wahre Nachfolge Christi geht. In den Evangelien werden die diesbezüglichen Erfahrungen Jesu beschrieben: Seine Jünger haben ihn oft nicht verstanden, er betete allein, während die anderen geschlafen haben, alle seine Jünger verließen ihn fluchtartig bei seiner Verhaftung, und einer seiner engsten Mitarbeiter verleugnete ihn mehrmals.

Wenn wir Christus nachahmen, sollen wir verstehen, dass Prüfungen zu unserer Nachfolge gehören werden. Diese nehmen wir in Demut an, weil wir verstehen, dass diese Prüfungen einem großen Zweck dienen. Die einzigartige Berufung, die Gott uns und anderen Gläubigen gewährt hat, dient nicht der schnellen Befriedigung unserer Wünsche, sondern der Überwindung des Fleisches und der Vollendung der ewigen Vollkommenheit Gottes in unserem inwendigen Menschen – der neuen Kreatur in Christus (2. Korinther 5,17).

Auf unserem Weg zum Reich Gottes gilt es daran zu denken, dass wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden, aber Hochmut kommt vor dem Fall (Lukas 14,11; Sprüche 16,18).

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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