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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 01.06.2024 –

Wer wird sich an Sie erinnern?

Im Elternhaus meiner Frau Beverly in Frost, Minnesota, hing das Foto eines großen, gut aussehenden jungen Mannes, der stolz eine amerikanische Armeeuniform des Ersten Weltkriegs trug. Das Bild zeigte ihren Onkel Edwin Benjamin Skogen. Vor einem Jahrhundert wurde er nach Frankreich geschickt, um im „Großen Krieg“ zu kämpfen. Kurz bevor der schreckliche Krieg an der Westfront zum Stillstand kam, endeten die Träume und Hoffnungen von Beverlys Onkel. Er brachte das ultimative Opfer. Er starb im Alter von 25 Jahren für sein Land. Warum ist das für Sie wichtig?

Ich interessiere mich seit Langem für die Geschichte des Ersten Weltkriegs. In diesem schrecklichen Konflikt, der sich über vier lange Jahre bis 1918 hinzog, starben etwa sieben Millionen Zivilisten und zehn Millionen Soldaten, die meisten auf schreckliche Weise.

Der Erste Weltkrieg war der erste echte Technologiekrieg, in dem chemische Kriegsführung und Massenvernichtungswaffen erstmals massenhaft Menschenleben forderten. Tausende Soldaten und Offiziere mussten in den schlammigen Schützengräben auf den Schlachtfeldern in Europa ausharren und kämpfen.

Beverlys Onkel Edwin wurde in Frankreich begraben, Tausende von Meilen von seiner Heimat in Minnesota entfernt. Auf einer Reise durch Ostfrankreich besuchten Bev und ich einst einige Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs.

Wir wussten nicht, wo Edwin Skogen begraben lag. Auf dem Weg nach Paris kamen wir zufällig an einem amerikanischen Soldatenfriedhof vorbei. Wir hielten an und fragten den Friedhofswärter nach Edwin. Seine Antwort war nicht sehr ermutigend. Er sagte uns, dass dieser Friedhof einer von etwa 40 amerikanischen Friedhöfen in Frankreich sei, auf denen er begraben sein könnte.

Aber zum Glück war er so nett, den Namen nachzuschlagen. Wir alle waren überrascht. Wie war es denn möglich, dass der Gefreite Edwin Skogen genau auf diesem Friedhof begraben wurde?

Schnell liefen wir den kurzen Weg vom Verwaltungsgebäude zu Edwins Grab. Er war auf einem sanften Hügel beigesetzt worden. Alte Bäume beschatteten die Gräber hunderter amerikanischer Soldaten, die gefallen und dann auf diesem Friedhof begraben worden waren.

Atemlos näherten wir uns Edwins Grab. Neben ihm lagen die Gräber seiner Kameraden, die alle innerhalb weniger Tage gefallen waren. Da war Edwins Grabstein. Beverly und ich gingen zu ihm hinüber und strichen mit den Fingern sanft über den rauen Stein.

Es war ein ernüchternder Moment des Gedenkens. In dem knappen Jahrhundert seit Onkel Edwins Tod, so erzählte uns der Hausmeister, hatte nur ein weiteres Familienmitglied sein Grab besucht. Er war so gut wie in Vergessenheit geraten, und das in aller Stille.

Was ist daran heute noch so wichtig? Das Foto von Edwin haben wir nicht mehr. Es ist verschwunden. Und was noch schlimmer ist, ich kann die Dias, die ich von unserem Besuch auf dem Friedhof gemacht habe, auch nicht mehr finden. Alles, was uns bleibt, sind Erinnerungen.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich diese Fakten vor Augen zu führen: Die Vereinigten Staaten begingen am letzten Montag, dem 27. Mai, den Memorial Day, einen Gedenktag an die Gefallenen fremder Kriege. Viele andere Nationen haben eigene Gedenktage: Kanada am 11. November den Remembrance Day, Australien und Neuseeland am 25. April den Anzac Day. Das Vereinigte Königreich begeht im November den Remembrance Sunday. Viele Briten tragen oder zeigen sogenannte „Remembrance poppies“ (deutsch „Erinnerungsmohnblumen“). Diese Tradition wurde durch das Buch In Flanders Fields des kanadischen Dichters John McCrae inspiriert.

Warum könnte das für Sie wichtig sein? Was ist Gottes Perspektive?

In der heutigen Gesellschaft scheint das, was einst heilig und wichtig war, nur noch trivial, bedeutungslos und sinnlos geworden zu sein. Viele Filme und Videospiele trivialisieren den Tod als einen Moment wertloser, verzerrter Herrlichkeit in einem Pathos menschlicher Geschichte und leerer Erfahrung.

Doch die meisten von uns wollen derer gedenken, die uns vorausgegangen sind. Auch wir wollen in Erinnerung bleiben. Ich habe an vielen Trauerfeiern teilgenommen. Dort hört man immer wieder die Worte: „Wir werden sie (oder ihn) nie vergessen.“ Wir benennen Gebäude, Autobahnen, Parks und andere wichtige Denkmäler nach Menschen, die uns wichtig sind.

Trotzdem ist die Erinnerung nur von kurzer Dauer. Tragischerweise vergessen sich die Menschen gegenseitig. Ihre Geschichte verblasst und geht verloren.

In diesem Sinne: Wer wird sich an Sie erinnern, wenn Sie nicht mehr hier sind?

Es gibt eine gute Nachricht als Antwort. Gott vergisst uns nicht.

In den Psalmen lesen wir: „Dem HERRN sind die Menschen kostbar, die er liebt; es betrübt ihn, wenn sie sterben“ (Psalm 116,15; „Neues Leben“-Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Die Bibel zeigt an vielen Stellen, dass Gott wichtige Einzelheiten unseres Lebens festhält. Manche Dinge, wie z.B. unsere Sünden, werden völlig ausgelöscht und aus unserem Gedächtnis gestrichen, wenn wir bereuen und um Vergebung bitten. Andere Dinge werden für immer in einem sehr wichtigen Buch festgehalten: dem Buch des Lebens.

Möchten Sie, dass Ihr Name in diesem Buch steht? „Dann aber redeten diejenigen miteinander, die noch Ehrfurcht vor dem HERRN hatten, und der HERR hörte ihnen genau zu. In einem Buch ließ er die Namen aller aufschreiben, die ihn achten und seinen Namen in Ehren halten. So sollten sie immer in Erinnerung bleiben“ (Maleachi 3,16; „Hoffnung für alle“-Bibel).

Wir werden dieses Buch — zusammen mit einer unglaublichen Hoffnung für die gesamte Menschheit — ganz am Ende der biblischen Geschichte wiedersehen. Zu dieser Zeit „wurden Bücher aufgeschlagen, darunter auch das Buch des Lebens“ (Offenbarung 20,12; „Neues Leben“-Bibel).

Was geschieht danach? Für die Männer und Frauen, die in Schiffswracks, auf Schlachtfeldern, in Schützengräben, in der Hitze des Dschungels und in tiefer Dunkelheit einsam oder qualvoll gestorben sind — alles vergessene Menschen wie Beverlys Onkel Edwin, dessen letzte Erinnerung vielleicht Schmerz und Angst ist —, geschieht ein unglaubliches Wunder. „Das Meer gab seine Toten zurück, ebenso der Tod und das Totenreich“ (Offenbarung 20,13; „Hoffnung für alle“-Bibel) — eine globale Auferstehung von allen und jedem, die ins Leben zurückkehren! Zu einem Leben, in dem Jesus Christus der König der Könige ist, ein Leben von unvorstellbarer Bedeutung!

Denken Sie darüber nach! Der Apostel Paulus lehrte Timotheus: „Denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen“ (1. Timotheus 2,4; ebenda).

Wer wird sich an Sie erinnern, wenn diese Zeit kommt? Gott wird es tun!

Aber was ist, „wenn wir vielleicht in Not oder Angst geraten, verfolgt werden, hungern, frieren, in Gefahr sind oder sogar vom Tod bedroht werden?“ (Römer 8,35; „Neues Leben“-Bibel). Bedeutet das, dass Gott, der Vater, und Jesus Christus uns verlassen haben?

Hier ist ein unerschütterliches Versprechen für Sie, für Ihre Familie, für Ihre Freunde, für alle, die Ihnen wichtig sind: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas auf der Welt können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt“ (Römer 8,38-39; „Hoffnung für alle“-Bibel). Wie kommt diese Liebe Gottes zum Ausdruck? „Hab also keine Angst, kleine Herde. Denn es macht eurem Vater große Freude, euch das Reich Gottes zu schenken“ (Lukas 12,32; „Neues Leben“-Bibel) und damit auch das ewige Leben!

An dem Gedenktag (Memorial Day) in den USA können wir alle über den nächsten weltweiten Gedenktag nachdenken und von Hoffnung erfüllt sein, wenn Gott befiehlt, das Buch des Lebens zu öffnen, damit alle Menschen — auch Beverlys Onkel Edwin und auch Ihre verstorbenen Angehörigen — aus der Vergessenheit zurückkommen und man sich wieder an sie erinnern wird, und damit sich das Tor zu dem unfassbaren und wunderbaren ewigen Leben auftut.

An jenem Tag wird Gott „alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage mehr und keine Qual. Was bisher war, ist für immer vorbei“ (Offenbarung 21,4; Gute Nachricht Bibel).

Möge Gott diesen großen Gedenktag beschleunigen!

Victor Kubik

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