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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 02.07.2016 –

Schein oder Substanz?

Vor Jahren sagte mir jemand, dass eine Person nicht unbedingt das ist, was sie sozusagen "unter den Menschen" ist -- wie sie sich dann gibt oder vor anderen Menschen zu sein scheint bzw. vor ihnen erscheinen will. Stattdessen erkennt man den wahren Menschen an seinem Verhalten -- so mein Gesprächspartner damals --, wenn niemand dabei ist bzw. wenn niemand zuschaut.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht entscheiden müssen, wie wir uns in einer Gewissensfrage verhalten werden. Wir stehen oft vor der Wahl, das zu tun oder zu sein, was die Menschen von uns erwarten oder wie wir vor ihnen erscheinen wollen, oder das zu tun, was Gott gefällt. Amtsträger stehen manchmal in der Versuchung, eine Bestechung anzunehmen und jemandem auf illegale Weise einen Vorteil zu verschaffen. Angestellte werden gebeten, Zahlen zu ändern oder Berichte zu säubern. Schüler und Studenten können zum Mogeln versucht werden.

Die Entscheidungen, die wir tagtäglich als Christen treffen, zeigen, wie ernst wir es mit der Integrität meinen, die Gott von uns erwartet. Alle Entscheidungen unterliegen dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Sie können gute oder böse Folgen haben. Und die Entscheidungen, die wir treffen, wenn niemand uns sieht oder kein Mensch, auf den wir keinen schlechten Eindruck machen wollen, dabei ist, zeugen von unserem Charakter.

Die Folgen, die für unseren Charakter am schlimmsten sein können, sind die Entscheidungen, die wir treffen, wenn niemand zuschaut und die wir anders getroffen hätten, wäre jemand dabei gewesen.

Gott interessiert sich nicht für den Schein des Charakters. Ihm ist nicht unser "Sabbatgesicht" oder "Sabbatverhalten" in der Versammlung wichtig, wenn wir uns an den anderen sechs Tagen der Woche ganz anders verhalten. Gott interessiert sich für Substanz, die gleichbleibend ist, ob jemand dabei ist oder nicht.

Der Apostel Paulus fordert uns auf, zu prüfen, ob Christus in uns ist (2. Korinther 13,5). Jesu Charakter war von gleichbleibender Substanz. So haben wir ab und zu die Gelegenheit, uns selbst zu fragen: "Würde ich mich genauso verhalten bzw. mich genauso entscheiden, wenn jemand [mein Ehepartner, meine Kinder, meine Eltern, mein Kollege, mein Nachbar usw.] dabei wäre?"

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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