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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 15.08.2015 –

Unser tägliches Brot

In den fast sieben Jahren, die ich auf den Philippinen lebte, besuchte ich regelmäßig Gemeinden in der Provinz. Der tägliche Speiseplan der dortigen Filipinos, wie bei vielen Menschen in Asien, ist anders als bei uns im Westen. Grundnahrungsmittel für sie ist Reis. Manche von ihnen essen ganz selten Brot, und deshalb ist der Verzehr von ungesäuertem Brot während der Tage ungesäuerten Brotes eine Umstellung auf andere Art, da sie sonst kaum gesäuertes Brot essen.

In unseren westlichen Ländern gibt es manche Menschen, die wegen Allergien keine Weizenprodukte essen, dazu gehört auch Brot. Für andere im Westen hat die Vielfalt beim Lebensmittelangebot zur Folge, dass Brot für sie nicht unbedingt ein Grundnahrungsmittel ist.

Im Mittelmeerraum des ersten Jahrhunderts n. Chr. war Brot ein tägliches Grundnahrungsmittel. Beispielsweise legte die Führung Roms großen Wert darauf, die geschätzten 1,5 Millionen Einwohner der Stadt sozusagen bei Laune zu halten, indem man ihnen die Spiele im Kolosseum bot und sie täglich mit Brot versorgte. Für Letzteres waren Wassermühlen in der Stadt in Betrieb, um das von den Kolonien gelieferte Korn zu mahlen.

Manche Aussagen im Neuen Testament sollen wir vor diesem Hintergrund verstehen. "Brot zu brechen" (Apostelgeschichte 2) war kein Gottesdienst mit Kommunion und Hostie, sondern eine normale Mahlzeit, bei der man einen Laib Brot brach und es mit den anderen bei Tisch Anwesenden teilte.

Kein Brot an einem Tag zu essen war für die Menschen damals ein quasi Fasten. Jesu Zuhörer verstanden ihn, als er sie im sogenannten Vaterunser dazu aufforderte: "Unser tägliches Brot gib uns heute" (Matthäus 6,11).

Als eine große Menschenmenge zu Jesus kam, weil er sie am Vortag mit "ihrem täglichen Brot" durch das Vermehren von wenigen Broten versorgt hatte, nannte er sich "das wahre Brot vom Himmel" (Johannes 6,32).

In der gleichen Weise, wie das tägliche Brot den physischen Hunger stillt und Leben fördert, kann Jesus, unser tägliches geistliches Brot, unseren geistlichen Hunger stillen und uns ewiges Leben spenden. Wir nehmen ihn in uns auf, wenn wir ihn in uns wirken lassen, wenn wir ihn sozusagen in uns aufnehmen. Jesus nehmen wir u. a. dadurch in uns auf, indem wir das Wort Gottes täglich lesen und auf uns einwirken lassen. Jesus ist ja das Wort Gottes (Johannes 1,1-3)!

Wie oft denken wir an diesen Aspekt, wenn wir "Unser tägliches Brot gib uns heute" beten? Anders gefragt: Steht Jesus täglich auf unserem geistlichen Speiseplan?

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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