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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 28.02.2015 –

Mobbing verboten

Als ich vor einigen Monaten die Grundschule meiner Enkelkinder in Texas besuchte, um mit ihnen zu Mittag zu essen, fielen mir Plakate an der Wand des langen Korridors der Schule auf. Die Plakate hatten alle denselben Text: "Mobbing ist in dieser Schule ein Fremdwort."

Mobbing gibt es also in der modernen Gesellschaft nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch bereits in der Grundschule. Mobbing im engeren Sinn ist bekanntlich "Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, Betroffene aus dem Betrieb hinauszuekeln", so heißt es in der 40. Ausgabe des "Österreichischen Wörterbuchs". Darüber hinaus bedeutet Mobbing, andere Menschen wiederholt und regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen, nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Schule, im Sportverein, im Altersheim, im Internet (Cyber-Mobbing) und sogar in der Familie. Zu der üblichen Vorgehensweise beim Mobbing gehören u. a. die Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, soziale Isolation oder ständige Kritik an der Arbeit bzw. Leistung.

Der Zielperson der Mobbings soll vermittelt werden, dass sie unerwünscht oder überflüssig ist bzw. nicht gebraucht wird.

Kann es Mobbing in der Kirche geben? Urteilen Sie selbst. Vor Jahren hörte ich ein Mitglied der Kirche über andere Mitglieder in seiner Ortsgemeinde sagen: "Gott hat sie berufen. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich sie nicht unberufen machen kann." Gemeint waren Menschen, die einer Volksgruppe angehörten, die dieser Person nicht genehm war.

Wir sind zwar nicht in der Grundschule, aber Gottes Stellungnahme zu Mobbing in der Kirche ist in der Bibel klar "plakatiert". In 1. Korinther 12 vergleicht Paulus, vom heiligen Geist inspiriert, die Gemeinde mit dem menschlichen Körper. Damit der Leib insgesamt funktioniert, hat jedes Glied am Leib seine Funktion. Und die Funktion bzw. die Stelle am Leib weist Gott den Gliedern zu: "Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat" (Vers 18).

Da alle Glieder am Leib notwendig sind, darf keinem Glied der Eindruck vermittelt werden, es sei nicht notwendig oder überflüssig: "Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht" (Vers 21). Sich nicht gebraucht bzw. sich nicht dazu gehörig zu fühlen ist ein Ziel des modernen Mobbings. Vor fast 2000 Jahren schrieb Paulus sinngemäß: "Mobbing ist in der Gemeinde in Fremdwort."

Bald werden wir als Gemeinde das Passah halten und des Opfers Jesu Christi gedenken. Wir haben jetzt die Gelegenheit, uns selbst vor dem Passah zu prüfen und uns die Frage zu stellen: Was ich meine innere Haltung gegenüber denen, mit denen ich in der Gemeinde Kontakt habe -- bei der Versammlung, bei der Zusammenarbeit usw.?

Gott hat die Gemeinde -- den Leib -- so zusammengesezt, "damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen" (Vers 25). Mit dieser inneren Haltung wird uns "Mobbing" in der Tat ein Fremdwort bleiben.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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