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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 27.12.2014 –

Unerfülltes

Der Jahreswechsel nach der menschlichen Zeitrechnung steht vor der Tür. Für manche ist das eine Gelegenheit, Vorsätze fürs neue Jahre zu fassen. Neujahrsresolutionen nennt man das. Anders ausgedrückt: Man wünscht sich etwas, eine Anschaffung, einen Stellenwechsel, eine Veränderung des eigenen Verhaltens, usw.

Eines steht für das Jahr 2015 schon jetzt fest: Nicht alle Wünsche fürs neue Jahr werden sich erfüllen bzw. erfüllen lassen. Im neuen Jahr wird nicht alles glatt gehen, wie in den Jahren zuvor.

Auf unserem Weg mit Gott erfüllen sich ebenfalls nicht alle Wünsche oder Bitten, die wir an Gott richten. Die Schwestern Maria und Marta sind hierfür ein gutes Beispiel. Ihr Wunsch gegenüber Jesus wurde nicht direkt, sondern indirekt mitgeteilt: "Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank" (Johannes 11,3). Implizit in ihrer Mitteilung an Jesus war der Wunsch, Jesus möchte doch bitte etwas für Lazarus tun.

Jesus hatte vor, etwas für seinen Freund Lazarus zu tun, aber auf andere Weise, als Lazarus' Schwestern es sich vorstellten. "Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde" (Vers 4).

Die Geschichte ist uns allen gut bekannt. Jesus ging nicht sofort nach Betanien, sondern wartete erst zwei Tage. In der Zwischenzeit war Lazarus gestorben. Die Motivation für Jesu Handeln, wie es bei ihm und unserem himmlischen Vater immer der Fall ist, war die Liebe: "Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus" (Vers 5).

Wie reagierten Marta und Maria auf Jesu scheinbar zögernde Reaktion auf ihre Bitte? Haben sie ihn dann abgelehnt? Haben sie etwa gesagt: "Was ist das für ein Familienfreund, der uns im Stich lässt? Mit ihm wollen wir nichts mehr zu tun haben!"

Nein, so reagierten sie nicht. Sie verstanden zwar nicht, warum Jesus nicht sofort gekommen war, aber ihr Glaube an ihn schwankte nicht: "Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben" (Verse 21-22).

Eine von mehreren Lektionen für uns in dieser Geschichte ist die Frage, ob wir an einen Gott glauben können, der nicht alle unsere Wünsche erfüllt bzw. der Dinge in unserem Leben zulässt, die wir uns nicht gewünscht haben. Gott ist es wichtig, dass unser "Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus" (1. Petrus 1,7).

Der Autor des Hebräerbriefs weist auf einen wesentlichen Aspekt dieses Glaubens hin: "Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt" (Hebräer 11,6).

Marta und Maria wurden für ihren Glauben an Jesus schnell belohnt: Ihr Bruder lebte bald wieder. Den Lohn kann es aber auch erst zeitversetzt geben, nach vielen Jahren, in manchen Fällen erst "im nächsten Leben".

Wenn es in unserem Leben Unerfülltes gibt, möchte Gott wissen, ob wir diesen Glauben haben.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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