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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 19.03.2011 –

Die armen Galiläer

Wie vor sechs Jahren beim Tsunami in Südasien schaut die Welt in diesen Tagen mit Betroffenheit auf Japan nach dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami dort. Diese Naturkatastrophe lässt manche Menschen wieder Fragen stellen wie "Wo war Gott?" bzw. "Wie konnte der liebe Gott das zulassen?" Bald nach der Katastrophe meinte ein japanischer Politiker, Gott hätte die Japaner für ihr Fehlverhalten bestraft.

Doch die Toten und Verletzten beim Erdbeben in Japan oder beim verheerenden Tsunami vor sechs Jahren haben ihr Leiden nicht mehr verdient als wir oder andere Menschen, denen dieses Schicksal erspart blieb. Vor fast 2000 Jahren ließ der römische Statthalter in Judäa, Pontius Pilatus, einige Galiläer auf brutale Weise niedermetzeln, während sie Ritualopfer ausführten. Nach dem Bericht der Bibel hat Pilatus das Blut der Galiläer mit dem Blut der geopferten Tiere gemengt. Die Nachricht über die Hinrichtung der Galiläer erreichte die unmittelbare Gefolgschaft Jesu Christi, und man spekulierte wahrscheinlich über den wahren Grund für den gewaltsamen Tod der Opfer. "Diese Sünder, diese gottlosen Galiläer – ihnen geschah recht!", werden einige vielleicht gemeint haben.

Jesu Sichtweise war jedoch eine ganz andere: "Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen" (Lukas 13,1-2).

Mit Bezugnahme auf ein anderes Ereignis fuhr er fort: "Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen" (Lukas 13,4-5).

Jesu Antwort war nicht "Sie haben es verdient", sondern "Warum meint ihr, dass sie es mehr verdient haben als ihr?". Jesus ermahnte diejenigen, die ihn auf den Tod der Galiläer hingewiesen hatten, ihre eigene Lebensführung vor Gott auf den Prüfstand zu stellen. Jesus Botschaft ist zeitlos: Auf uns alle wartet der Tod. Wer vor dem ewigen Tod bewahrt werden möchte, muss seine Sünden bereuen.

Das Schicksal der Opfer in Japan — und der armen Galiläer vor 2000 Jahren — ist für uns eine Ermahnung, unsere Beziehung zu Gott nicht zu vernachlässigen. Jeder neue Tag im Leben, den Gott uns schenkt, ist eine Gelegenheit, seine Nähe zu suchen.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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