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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 05.02.2011 –

Die "Waisenbahn"

Die USA sind ein Land der Einwanderer. Im Laufe der letzten 200 Jahre bot das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" Millionen von Immigranten ein neues Zuhause bzw. ein neues Leben. Doch für manche Kinder, die im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten, bedeutete ihre Ankunft in New York, dass sie nunmehr Waisenkinder waren. Unterwegs in die USA oder kurz nach der Ankunft starben ihre Eltern.

1850 gab es schätzungsweise 30 000 solche Kinder in New York. Sie waren Straßenkinder und mussten für sich selbst sorgen. Sie waren von dem neuen Leben in den USA weit entfernt, ohne Hoffnung auf ein besseres Leben.

Geschockt von der misslichen Lage dieser Kinder, organisierte ein junger Prediger die "Waisenbahn". Er besetzte einen ganzen Zug, der westwärts fuhr, mit Waisenkindern. An jeder Haltestelle unterwegs wurde bekanntgegeben, dass die Kinder adoptiert werden konnten.

Die letzte "Waisenbahn" setzte sich 1929 in Richtung Westen in Bewegung. Im Laufe der Jahre hatten auf diese Weise 100 000 Kinder ein neues Zuhause und ein neues Leben gefunden. Unter ihnen waren zwei spätere Gouverneure von US-Bundesstaaten, ein US-Kongressabgeordneter und ein Richter am obersten Gerichtshof der USA.

In einem Sinne hat unser himmlischer Vater seine eigene "Waisenbahn". Wir alle sind eingestiegen und haben so ein neues Zuhause gefunden.

Vor unserer Berufen haben wir "ohne Christus gelebt". Wir waren "ausgeschlossen von Gottes Volk. Darum galten für euch [uns] die Zusagen nicht, die Gott seinem Volk gab, als er seinen Bund mit ihnen schloss. Ohne jede Hoffnung und ohne Gott" haben wir in dieser Welt gelebt (Epheser 2,12; "Hoffnung für Alle"-Übersetzung).

Doch durch Gottes Berufung sind wir, die wir "einst Ferne" waren, "Nahe geworden durch das Blut Christi" (Vers 13).

Wir sind sozusagen in Gottes "Waisenbahn" eingestiegen und haben Jesu Sühneopfer angenommen. Wir haben ein neues Zuhause gefunden. Wir sind nicht mehr von unserem himmlischen Vater isoliert, sondern gehören jetzt zur Gemeinschaft der Gläubigen. Wir sind "nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen" (Vers 19).

Wir sind keine geistlichen Waisenkinder mehr, sondern haben "einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!" (Römer 8,15).

Eine viel "größere" Zukunft warten auf uns, als sie die glücklichen Kinder erlebten, die vor einhundert Jahren mit der "Waisenbahn" unterwegs waren. Wir freuen uns auf die Ankunft im Reich Gottes, in dem wir als Gottes geistliche Kinder ewig leben werden.

Danken wir Gott für den Ruf: "Bitte einsteigen!"

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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