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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 24.06.2017 –

Was einmal war, war einmal

Die Politik kann ein hartes, auch zum Teil schmutziges Geschäft sein. In der Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon gab es einen Mitarbeiter im Weißen Haus, den manche Nixons "Vollstrecker" nannten: Charles "Chuck" Colson. Der Präsident konnte sich immer auf Colson verlassen, ganz gleich um welches politisches Ziel es sich handelte. Colsons irregeleitete Loyalität brachte ihm wegen der Watergate-Affäre eine Haftstrafe wegen Rechtsbeugung ein.

Als er vor der Verhaftung stand, gab ihm ein Freund das Buch "Pardon, ich bin Christ" des Theologen C. S. Lewis, das Colson derart beeinflusste, dass er seine Lebensführung neu ausrichtete. Er bekehrte sich zum Christentum. Damals zogen Karikaturen in verschiedenen Tageszeitungen der USA sowie in Zeitschriften wie "Time" seine Entscheidung ins Lächerliche und bezeichneten sie als zynischen Schachzug, um sein Strafmaß zu reduzieren.

Nach seiner Haftentlassung gründete Colson die gemeinnützige Organisation "Prison Fellowship", die sich um das geistliche, moralische, soziale und körperliche Wohl von Gefängnisinsassen, ehemaligen Gefängnisinsassen und deren Familien kümmert. Die Organisation ist heute in 110 Ländern tätig und arbeitet mit mehr als 7000 christlichen Ortsgemeinden zusammen. Colson schrieb mehr als 20 Bücher, deren Erträge aus Autorenrechten seiner Stiftung zufließen.

Fast 40 Jahre nach seiner Bekehrung starb Chuck Colson an einer Gehirnblutung im April 2012. Woran erinnerte man sich bei seinem Tod? Eine Zeitung schrieb als Titel für einen Artikel über seinen Tod: "Charles Colson, Nixons 'Mann fürs Grobe', mit 80 Jahren gestorben". Ein Mann, der durch seinen Glauben total verändert wurde und ca. die Hälfte seines Lebens danach lebte, wurde mit den vier Jahren seines Lebens identifiziert, in denen er Nixons Berater war.

Manche tun sich schwer, eine längst bereute Vergangenheit zu vergessen. Der frühere "Mann für Grobe" des Hohen Rats, Paulus, stieß auf Skepsis und Angst, als er in Damaskus anfing zu predigen, Jesus Christus sei der Sohn Gottes. "Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen?" (Apostelgeschichte 9,21). Seine Erfahrung war dieselbe, als er drei Jahre nach seiner Bekehrung die Gemeinde in Jerusalem besuchte.

Können Sie sich vorstellen, dass manche in der Gemeinde 40 Jahre später Paulus als "Kaiphas' Mann fürs Grobe" bezeichnet hätten? Eine solche Reaktion betrifft nicht nur die Zeit vor der Berufung, sondern auch die Zeit als berufener Mensch. Wer berufen ist, hört nicht auf, Fehler zu machen. Aber mit Gottes Hilfe kann sich ein Mensch ändern. Dann gilt die Sichtweise: Was einmal war, war einmal, ist aber heute nicht mehr. Blicken wir dann, wie Gott, lieber nach vorn statt nach hinten.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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