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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 25.03.2017 –

Das letzte Wort

Was sagt es über die Beziehung eines Christen zu Gott aus, wenn er schwere Zeiten durchmacht? Anfechtung, finanzielle Probleme, Krankheit? Seit Jahrhunderten haben manche dazu geneigt, solche Umstände als möglichen Hinweis auf eine gestörte Beziehung der Person zu Gott zu deuten. Entweder mangelte es der Person an dem notwendigen Eifer für Gott und seinen Weg, oder Gott wollte die Person wegen ihrer Sünden bestrafen.

Für letztere Denkweise finden wir ein Beispiel in dem Wirken Jesu Christi. Im Johannesevangelium berichtet Johannes über das Geschehen: "Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war" (Johannes 9,1). Jesu Jünger fragten ihn: "Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?" (Vers 2). Damals ging man davon aus, dass eine solche Behinderung als Fluch auf Sünden zurückzuführen war, was man auch an dem Verhalten der Pharisäer gegenüber dem von seiner Blindheit geheilten Mann erkennt: "Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns?" (Vers 33).

Was hätte man über den Propheten Elisa gedacht, hätte er zur Zeit Jesu gelebt? Die Bibel berichtet uns, dass er "an der Krankheit erkrankte, an der er sterben sollte" (2. Könige 13,14). Die Bibel sagt uns sagt, welche Krankheit es war; manche vermuten, dass es Krebs war.

Elisa hatte ein langes Leben gehabt, denn ca. 60 Jahre waren seit seiner Berufung zum Prophetenamt vergangen. Im Vergleich dazu hatte sein Vorgänger, Elia, nur etwa fünfzehn Jahre als Prophet gewirkt. Daran erkennen wir, dass es Gott ist, der in seiner unendlichen Weisheit den Umfang und die Dauer des Wirkens seiner Diener bestimmt. Die Bibel berichtet von den Wundern, die Elisa in seinen ersten Jahren als Prophet wirkte. Doch seit der Salbung von Jehu zum König über Israel waren bis zu Elisas Tod mehr als 45 Jahre vergangen, und es war ruhig um Elisa geworden. In der Tat berichtet die Bibel in diesen Jahren nur von seiner Erkrankung und seinem Tod.

Gott heilte ihn nicht, sondern ließ ihn sterben. Wir müssen alle sterben, aber die Erkrankung Elisas als Ursache seines Todes hätte manchen zu Jesu Lebzeiten Anlass zu dem Urteil gegeben, dass Gott Missfallen an Elisa hatte. Das Gegenteil war aber der Fall, denn Gott wirkte Elisas größtes Wunder nach seinem Tod:

"Als aber Elisa gestorben war und man ihn begraben hatte, fielen streifende Rotten der Moabiter ins Land Jahr um Jahr. Und es begab sich, dass man einen Mann zu Grabe trug. Als man aber einige Leute von ihnen sah, warf man den Mann in Elisas Grab. Und als er die Gebeine Elisas berührte, wurde er lebendig und trat auf seine Füße" (2. Könige 13,20-21). Das Wunder war eine Bestätigung des Prophetenamts bzw. des Wirkens von Elisa und ein klarer Hinweis von Gott, dass Elisas Beziehung zu ihm "in Ordnung" war.

Als Menschen können wir in das Herz unserer Mitmenschen nicht schauen. Das kann nur Gott. Was uns als Indiz für Gottes Strafe oder Missfallen erscheinen könnte, kann für Gott ganz anders sein. Gott ist unser Richter, und wenn es um das abschließende Urteil über unser Leben geht, spricht er das letzte Wort.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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