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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 24.12.2016 –

Wenn das Gewohnte selbstverständlich wird

Können Sie sich vorstellen, dass Ihnen eine bildschöne Landschaft langweilig werden könnte? Wahrscheinlich nicht. Ebenso dachte ein junges Ehepaar, das sich für Berge begeisterte und deshalb in ein Ferienparadies im Westen Kanadas zog, umgeben von majestätischen Bergen. Wer eine Berglandschaft kennt, weiß, wie sich die Szene mit den Jahreszeiten wechselt: glitzernde Berghänge im Winterschnee, wilde Blumen im späten Frühling, farbenfroh, und die Farbenpracht des Laubs im Herbst.

Das Paar, beide Naturfreunde, gingen im ersten Jahr regelmäßig in seiner neuen Umgebung spazieren. Fast jedes Mal mussten die beiden mehrmals anhalten, um die überwältigende Schönheit der Berglandschaft, die ihre neue Heimat war, zu bewundern. Bei der herrlichen Aussicht, die sich ihnen tagtäglich bot, meinten sie, sie würden davon nie müde. Aber wie es bei uns Menschen der Fall ist, wurde ihnen ihre Umgebung mit der Zeit zur Gewohnheit, sodass sie sie nach ein paar Jahren kaum noch als etwas Besonderes wahrnahm.

Nach ihrer Befreiung von der Knechtschaft in Ägypten hatten die Israeliten bald nicht mehr viel zu essen. Gott kannte ihre Lage und versorgte sie dann an sechs Tagen der Woche auf übernatürliche Weise mit Manna, und am siebten Tag aßen sie von der übrig gebliebenen doppelten Portion, die sie am sechsten Tag sammeln konnten. Es war wohl das perfekteste Lebensmittel, das die Menschen jemals erlebten: nahrhaft, naturrein, nicht genmanipuliert oder sonst in der Wachstumsphase mit Pestiziden, Kunstdüngern o. dgl. behandelt -- es kam direkt von Gott!

Wahrscheinlich waren die Israeliten zuerst von Gottes unglaublicher Versorgung mit Essen begeistert: Jede Familie hatte genug. Aber wir kennen den weiteren Verlauf der Geschichte, denn nach einigen Monaten wurden sie müde von dem perfektesten Lebensmittel, das die Menschen jemals erlebt haben. "Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna" (4. Mose 11,6). Mit "matt" meinten sie nicht ihre körperliche Gesundheit, sondern ihre geistige Verfassung. Das Gewohnte war ihnen nunmehr selbstverständlich geworden.

Wie verhindern wir, dass das Gewohnte selbstverständlich wird? In seinem ersten Brief an die Thessalonicher verknüpft Paulus eine wichtige Eigenschaft mit Fröhlichkeit: "Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch" (1. Thessalonicher 5,16-18). Dankbarkeit in allen Dingen trägt zur positiven Einstellung bei und hilft verhindern, dass wir das Gewohnte für selbstverständlich hinnehmen.

Die Ereignisse dieser Woche in Berlin ließen mich daran denken. In diesem Monat bin ich älter als mein Vater geworden, der aufgrund seines Kettenrauchens an Krebs starb, obwohl er das Rauchen aufgegeben hatte. Nach mehr als 23.950 Tagen auf dieser Erde musste ich mich fragen, wie oft ich Gott für seinen Schutz gedankt habe, den ich an all diesen Tagen erleben durfte und weiterhin zu erleben hoffe. Es ist eine Sache, Gott um Schutz zu bitten, und eine andere, ihm für das Gewohnte zu danken.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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