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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 02.01.2016 –

Gerechtes Gericht

Jesus als der gerechte Richter urteilt nicht nach dem, wie die Dinge zu sein scheinen, sondern danach, wie sie wirklich sind. Von denen, die ihm in der Welt von morgen als Könige und Priester zur Seite stehen werden, erwartet er dasselbe: "Urteilt nicht nach dem Augenschein, sondern urteilt gerecht!" (Johannes 7,24; Einheitsübersetzung).

Gerecht zu urteilen umfasst auch eine realistische Selbsteinschätzung, wenn es darum geht, anderen zu helfen:

"Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! -- und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen" (Matthäus 7,3-5; ebenda).

Ein Splitter und ein Balken haben einen gemeinsamen Ursprung; sie sind beide Holz. Kann es sein, dass Jesus damit auch ähnliche Schwächen meint, die wir und unser Nächster gemeinsam haben? Das kann sein, denn Paulus, den Jesus persönlich unterrichtete, warnt uns davor, mit anderen ins Gericht zu gehen, wenn wir dieselben Fehler begehen:

"Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest. Wir wissen aber, dass Gottes Urteil recht ist über die, die solches tun. Denkst du aber, o Mensch, der du die richtest, die solches tun, und tust auch dasselbe, dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst?" (Römer 2,1-3).

Paulus (und Christus) beschreiben ein sehr menschliches Problem. Wir sind in der Lage, Fehler in anderen zu sehen, wobei wir manchmal verkennen, dass wir dieselben Fehler machen.

Als Beispiel für die Blindheit gegenüber den eigenen Sünden sei Davids Sünde durch den Mord an Uria erwähnt. Als Gott den Propheten Nathan zu David sandte, um ihm seine Sünde vorzuhalten, erzählte Nathan von einem reichen Mann, der, obwohl er selbst viele Schafe hatte, das Schaf eines Armen nahm und schlachtete, um es zu essen. David war aufgebracht über das Verhalten des Reichen, was Nathan die Gelegenheit gab, David des gleichen Verhaltens zu beschuldigen, da er Uria sterben ließ, um seine eigene Sünde zuzudecken.

Es fällt uns nicht schwer, die Sünden und Fehler zu erkennen, die in der Gesellschaft vorkommen. Aber auch in unserer Gemeinschaft als Brüder und Schwestern im Glauben können wir manchmal Dinge aneinander erkennen, die noch nicht überwunden wurden. Unser Urteil mag durchaus zutreffen. Ob unser Urteil gerecht ist, mag davon abhängen, ob wir uns selbst in Demut untersuchen, um zu sehen, ob wir nicht dieselbe Schwäche haben, die wir noch überwinden müssen.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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