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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 29.08.2015 –

Lieben wir viel oder wenig?

Beim Evangelisten Lukas finden wir die Geschichte einer Frau, die Jesus, als er beim Pharisäer zu Gast war, die Füße mit ihren Tränen wusch, sie mit ihren Haaren abtrocknete und dann mit kostbaren Salböl salbte (Lukas 7,36-38).

Was dachte der Pharisäer dabei? "Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin" (Vers 39). Mit "Sünderin" war wahrscheinlich gemeint -- wie in einer modernen Übersetzung wiedergegeben --, dass sie eine Prostituierte war.

Der Pharisäer wurde bestätigt, denn Jesus wusste, "was das für eine Frau" war. Da Jesus auch wusste, wie der Pharisäer dachte, stellte er ihm eine Frage: "Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? Simon [der Pharisäer] antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt" (Verse 41-42).

Jesus erklärte, dass die Frau etwas für Jesus getan hatte, was der Pharisäer nicht getan hatte: "Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt" (Verse 44-46). (Einem Gast beim Betreten des Hauses Wasser anzubieten, damit er den Staub von seinen Füßen entfernen konnte, war in der damaligen Kultur ein übliches Zeichen der Gastfreundlichkeit.)

Ohne den Pharisäer beim Namen zu nennen, fasste Jesus den Kontrast zwischen ihm und der Frau wie folgt zusammen: "Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig" (Lukas 7,47).

Der Pharisäer hatte wohl die Sünden, die die Frau begangen hatte, nicht begangen. Und es gibt unter den Menschen diesbezüglich Unterschiede, denn Jesus sagte selbst, dass es für manche beim Gericht erträglicher sein wird als für andere. Sünde hinterlässt Narben, und manche haben mehr Narben als andere.

Aber alle haben mit ihren Sünden -- ob viele oder wenige -- dieselbe Schuld auf sich geladen: Mit ihren Sünden machten sie den Tod ihres Erlösers notwendig. Alle sind an seinem Tod schuldig. Auf dieses Bewusstsein kommt es an und nicht darauf, ob wir mehr oder weniger als unser Nächster gesündigt haben.

Alle Menschen können "viel lieben", wenn sich ihr Schuldbewusstsein an Christus orientiert.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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