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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 18.04.2015 –

"Ihr aber nicht so!"

Es ist kaum zu fassen, aber an dem Abend, an dem Jesus das Passah mit seinen Jüngern hielt und ihnen die neuen Symbole des Neuen Bundes gab -- Brot und Wein --, stritten sich die Jünger über die Frage, wer von ihnen der Größte sei (Lukas 22,24).

Jesus wies sie zurecht und betonte die innere Haltung der Demut und Dienstbereitschaft:

"Er aber sprach zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener. Denn wer ist größer: der zu Tisch sitzt oder der dient? Ist's nicht der, der zu Tisch sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener" (Lukas 22,25-27).

Die Gesinnung, die Jesus hier beschreibt, spiegelt die Frucht des heiligen Geistes wider (Galater 5,22-23). Diese Gesinnung führt die Menschen zusammen bzw. vereint sie.

Die gegenteilige Haltung, über die sich die Jünger stritten -- wer von uns ist der Größte? --, relektiert die Werke des Fleisches (Galater 5,19-21), die die Menschen entzweien.

Was passiert, wenn sich diese Haltung in der Gemeinde regt?

Im dritten Johannesbrief finden wir die Antwort. Der betagte Apostel Johannes, der seinem Herrn Jesus Christus jahrzehntelang treu gedient, schreibt an ein Mitglied der Gemeinde in Ephesus. Johannes kommentiert das Verhalten eines Mannes namens Diotrephes in der dortigen Gemeinde:

"Ich habe der Gemeinde kurz geschrieben; aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht auf. Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten und begnügt sich noch nicht damit: Er selbst nimmt die Brüder nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde" (3. Johannes 1,9-10).

Wer war Diotrephes? War er Ältester oder Diakon? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er das Sagen haben wollte. Den treuen Apostel Johannes behandelte er despektierlich, und Geschwister, die nicht seiner Meinung waren, stieß er aus der Gemeinde. Anstatt die Gemeinschaft durch Demut und Dienstbereitschaft zu fördern und zu festigen, zersprengte Diotrephes sie durch seinen Personenkult -- genauso wie es bei weltlichen Führern der Fall ist.

An den Früchten erkannt man den Baum, so lehrt Jesus in der Bergpredigt. Wie die Ereignisse der letzten ca. 30 Jahre in der Kirche Gottes gezeigt haben, war Diotrephes in der Geschichte der Kirche leider kein Einzelfall.

Beherzigen wir stets Jesu Ermahnung an seine Jünger, gegeben am letzten Abend seines menschlichen Lebens: "Ihr aber nicht so!"

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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