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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 16.06.2012 –

Können Sie "schubladisieren"?

"Schubladisieren" -- ein in der Schweiz gebräuchlicher Ausdruck dafür, dass man eine Sache unerledigt weglegt.

Können Sie das, auch wenn Sie kein Schweizer sind? Das sollen alle Christen können, und zwar in Bezug auf die biblische Erkenntnis.

Der heilige Geist führt uns "in die Wahrheit" (Johannes 16,13), also in das richtige Verständnis der Heiligen Schrift, in der die Wahrheit Gottes offenbart wird (Johannes 17,17). Dieser wunderbare Vorgang birgt aber auch das Potenzial für Missverständnisse, Streit und sogar Spaltung!

Wieso das?

Obwohl das Beispiel der Israeliten der Antike uns dient (1. Korinther 10,11), sind heutige Christen in einer Hinsicht anders als jene Israeliten. Sie wurden alle zur gleichen Zeit aus Ägypten geführt. Wir hingegen fangen unseren Weg mit Gott zu unterschiedlichen Zeitpunkten an; wir sind nicht zum gleichen Zeitpunkt berufen und bekehrt worden.

Dies führt dazu, dass es in der Gemeinde Gottes unterschiedliche Erkenntnisstände gibt. Wir sind alle dabei, "in die Wahrheit" geführt zu werden.

Was passiert, wenn wir eine Sache nicht verstehen oder keine Antwort auf eine Frage zur Bibel haben?

Als Jesus seinen Jüngern sagte, dass man sein Fleich essen und sein Blut trinken muss, um das ewige Leben zu haben, meinten einige: "Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?" (Johannes 6,60). Jesus hat es ihnen auch nicht gleich erklärt. Erst Monate später gab er ihnen Brot und Wein als Symbole für sein Fleisch und Blut.

Viele seiner Jünger konnten leider nicht schubladisieren -- die Sache unverstanden weglegen, bis sie sie verstehen konnten: "Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm" (Vers 66).

Die Zwölf blieben bei ihm, denn sie hatten erkannt, dass er "Worte des ewigen Lebens" hatte (Vers 68).

Um schubladisieren zu können, müssen wir erkennen, dass der Geist uns in die Wahrheit führt bzw. dass dies ein Prozess ist. Wir müssen auch glauben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die Zugang zum heiligen Geist und dadurch auch zum Verständnis der Wahrheit hat. Wir können also zuversichtlich sein, dass wir die unverstandene Sache eines Tages aus der Schlublade herausnehmen werden.

In der Zwischenzeit schenkt uns der heilige Geist etwas anderes, damit gegenseitiger Respekt unseren Umgang miteinander in einer Gemeinschaft mit unterschiedlichen Erkenntnisständen prägt: die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen wird (Römer 5,5).

Diese Liebe brauchen wir in der Zeit unseren individuellen Schubladisierens, "bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi" (Epheser 4,13).

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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