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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 27.11.2010 –

Mit Gott ringen

Auf unserem Weg mit Gott gibt es Zeiten, in denen wir "dem Herrn stille sein" müssen -- wenn wir auf sein Eingreifen hoffen bzw. warten, um die Dinge zu ändern, die wir selbst nicht ändern können.

Bedeutet das, dass unser Wandel als Christen passiv ist, etwa wie die "Que sera sera"-Haltung ("Was immer sein soll, wird sein")? Nein, es gibt viele Situationen in unserem Leben, wenn wir mit Gott ringen sollen.

Mit Gott ringen? Ist das nicht ein bisschen verrückt?

Nein, überhaupt nicht. Nachdem Jakob jahrelang bei seinem Onkel Laban gelebt und für ihn gearbeitet hatte, kehrte er nach Hause zurück. Unterwegs erfuhr er, dass sein Bruder Esau ihm entgegenkam. Jahre zuvor hatte Jakob den Hunger seines Bruders genutzt, um das Erstgeburtsrecht von ihm zu erhalten. Später täuschte Jakob seinen Vater Isaak, um Esaus Segen zu bekommen. Nun fragte sich Jakob, wie sein Bruder ihn empfangen würde und ob er wirklich Gottes Segen erhalten hatte. Was tat er? Er rang die ganze Nacht mit Gott!

"[Jakob] blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen" (1. Mose 32,25-29).

Was war eine der Lektionen, die Jesus uns durch das Gleichnis der bittenden Witwe lehrt? "Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze" (Lukas 18,7-8).

Nein, unser Weg mit Gott ist kein passiver Weg, bei dem wir einfach darauf warten, dass Gott eingreift, ohne dass wir selbst etwas tun. Manchmal müssen wir mit ihm im Gebet ringen, indem wir unsere Probleme mit ihm teilen und ihn um sein Eingreifen bitten, um uns zu helfen bzw. uns den richtigen Weg zu zeigen.

Greift Gott nicht ein, dann sollen wir "dem Herrn stille sein" -- aber erst nachdem wir mit Gott gerungen haben!

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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